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Es ist ruhiger geworden um die Blogs. Sehr ruhig bisweilen sogar. Während vor ein paar Jahren noch gut und gerne 50 bis 100 Kommentare unter einem Beitrag verfasst wurden, so sind es jetzt in der Regel sehr viel weniger. Drei, zwei – manchmal auch gar keiner. Doch auch die Beiträge sind seltener geworden. Ich schließe mich da nicht aus. Gut, ich schiebe es ja gern auf meine Selbstständigkeit und dass ich in der Hochsaison zwischen April und Oktober eben kaum Zeit für das Schreiben finde, doch ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir diese kleine Ausrede nicht auch manchmal ganz recht daher kommt. Und ich frage mich insgeheim, ob nicht die geringen Reaktionen und der oft fehlende Applaus Schuld daran sind, dass es so leise auf den Plattformen der Bilder und Gedanken geworden ist. Ist es nur die Bühne, die uns Bloggern fehlt?

Natürlich lebt ein Blog von seinen Lesern und dem Austausch miteinander. Doch das ist nicht der Grund allein. Vor gar nicht allzu langer Zeit kam eine weitere Plattform auf das Spielfeld – Instagram. Innerhalb von acht Jahren wuchs sie von 1 Millionen Nutzern im Jahr 2010 auf inzwischen 1 Milliarde aktive Nutzer an. Das ist richtig viel. Ein ziemlicher großer Teil von Erdlingen hat sich dort angemeldet und lädt mehr oder weniger oft Bilder, Videos, Gedanken und belegte Avocadobrote hoch. An einem einzigen Tag werden 800 Millionen Fotos geteilt. 800 Millionen. (Ausrufezeichen) Und seien wir mal ehrlich, abgesehen von dieser schier unbegreiflich großen Zahl, hat Instagram nicht ohne Grund vielen Blogs den Rang abgelaufen: Denn es ist verdammt praktisch: Foto machen, Filter drüberklatschen und dank dem kleinem quadratischen Format – und aufgrund der Tatsache, dass es zum größten Teil auf dem kleinem Handydisplay angesehen wird – ist auch keine Premiumqualität mehr nötig. Das kann theoretisch fast jeder. Ein Blogpost ist dagegen eine ziemlich zeitintensive Angelegenheit: Bilder fotografieren, bearbeiten, skalieren, die Idee für den Post braucht man irgendwie auch noch und dann am Schluss folgt noch der Text. Schnell sind da mal 4-8 Stunden weg und muss man schon ein klein wenig mehr seiner knapp bemessenen Lebenszeit opfern. Und warum sollte man das, wenn es doch auch deutlich schneller geht und man da dann auch noch mehr Reaktionen auf sein Werk erhält?

Instagram hat viele Blogs verdrängt. Doch warum genau. Es ist ein klein wenig wie die bekannte Frage nach dem Huhn oder dem Ei: Was war zuerst da? Instagram oder unsere Bequemlichkeit?

Doch wie immer im Leben gibt es da die Verweigerer. Vielleicht sind es in mancher Hinsicht auch die Bremser. Ich bin auch so ein Bremser. Es ist nicht so, dass ich grundsätzlich gegen alles Neue und Fortschrittliche bin, aber was mir so sehr in meiner bremsenden Omaseele schmerzt ist, dass die Dinge in unserer Zeit oft ihren Wert verlieren. Wir können alles so leicht kaufen – ja wir müssen ja nicht mal mehr das Haus verlassen. Auf Amazon kannst du quasi ein Haus auf Grönland inklusive Komplettausstattung und dazu ein Zirkuszelt mit fünf Kunststoffelefanten in Lebensgröße kaufen. Von der Couch aus. Sehr viele Menschen arbeiten täglich daran, unser Leben immer bequemer zu machen. Doch während wir in unseren digitalem Polstersessel sitzen und uns Alexa all unsere mehr oder weniger geheimen Wünsche erfüllt und sogar weiß, welche Musik wir gerade hören wollen, da müssen wir aufpassen, dass wir etwas ganz simples nicht vergessen: Bequemlichkeit schafft kein Glück. Sie schafft ein kurzfristiges Gefühl von Zufriedenheit, aber kein langfristiges Glück. Das tut das Besondere. Dinge, in die wir Zeit investieren. Erlebnisse, an die wir uns erinnern, weil sie mit Aufwand verbunden waren. Vielleicht auch mit Scheitern. Geschenke, an denen wir Stunden saßen und gebastelt haben. Daran werden wir uns erinnern.

Irgenwann in diesem Absatz habe ich bemerkt, dass ich leicht vom ursprünglichen Thema abgekommen bin und aus der “warum sind Blogs so ruhig geworden” Frage irgendwie eine grunsätzliche “was macht glücklich und was nicht” Thematik wurde. Ich denke aber, dass es dennoch auch wieder alles zusammenhängt und dass ihr mich versteht. Irgendwie hängt doch immer alles zusammen, nicht wahr? Dieses Thema ist mir unglaublich wichtig – gerade jetzt, wo Digitalisierung überall thematisiert wird und für die einen als Zauberwort und für die anderen nach purer Apokalypse klingt Da wir Menschen aber anscheinend dennoch ständig auf der Suche nach Glück sind, kommen wir all diese Gedanken sehr oft und fühle mich bisweilen fehl am Platz als Bremser. Werde dann auch mal belächelt, weil es ja schon immer so war. Fortschritt war schon immer der Motor, der uns in ein immer komplexeres System manövriert hat, das inzwischen so viele Zahnrädchen hat, dass man nicht mehr an einem einzigen Rädchen justieren kann, ohne eine lange Kettenreaktion auszulösen. Doch ich komme nicht darum mich zu fragen, was Fortschritt wirlich bedeutet. Und ob wir ihn nicht manchmal zu lasten unserer Zufriedenheit opfern.

Und die Moral: Lest mehr Blogs. Haha. (Kleiner Spaß.)

Die wunderschönen Ketten sind von Leaf. Ich danke euch sehr. ♥
Kette mit Stein – aktuell ausverkauft, ähnliche habe ich euch verlinkt (hier) und (hier)
Kette mit kleinem Plättchen (hier)

© Foxografie

Kommentare

Eine kleine Erinnerung an Zeit und Arbeit und dass das manchmal viel mehr gibt als Nichtstun (Wenigertun) – auch wenn letzteres natürlich auch wichtig ist 😛
Einen lieben Gruß!

Hallo Hallo!
Da hast du absolut Recht. Sehr guter Punkt und schon wieder einen Beitrag für sich wert.

Lieben Gruß dir zurück!

Achja du sprichst mir aus der Seele. Instagram ist toll, aber ich habe so oft das Gefühl einfach überschüttet zu werden und dann fast im Bildermeer zu ertrinken. Wieviel Zeit nimmt man sich wirklich noch um etwas anzuschauen? Um etwas durchzulesen? Man überfliegt ja meistens nur und das ist schade. Darum liebe ich Blogs, vor allem Deiner, weil man dann wirklich man ein paar Minuten ganz woanders ist und deine Bilder einfach magisch!

Das Gefühl kenne ich auch so gut. Aber ich habe schon lange angefangen, mich selber ein wenig zu schützen und habe das herumschauen sehr sehr limitiert. Mein Kopf wäre sonst explodiert. 😀
Oh Mensch danke, das ist so so lieb und wirklich ein riesen Kompliment! ♥

Ich werde nie aufhören deine Blogbeiträge zu lesen, meine Liebe! Aber ich freu mich so, so, so sehr auf dich heute Abend. Über live geht halt nix <3

Aaaaah – wenn deine Herzensmenschen deinen Blog lesen – mehr brauche ich eh nicht. Over and out und bis später ♥

So wahre Worte. Ich bin kein Fan von Instagram. Irgendwie ist das nicht meine Welt. Ich fotografiere viel lieber mit mehr Zeit und Mühe, häufig auch ohne Filter oder Bearbeitung. Dann werden die Bilder halt nicht so “top”, aber sie sind doch immer noch am schönsten in ihrer Einfachheit. Finde es echt schade, dass die Blogs so wenig und ruhig geworden sind. Ich blogge schon seit Jahren und merke das auch. Vor allem, wenn ich lesen will, was andere so schönes von sich geben: Wirklich mal ausführlichere Gedanken und nicht, was sie heute zum Frühstück gegessen haben – dann finde ich häufig keine Blogs mehr. Die Leute sind schreibfaul geworden. Leider. Deswegen find’ ich’s umso schöner immer mal wieder bei dir hier mitlesen zu dürfen. 🙂

Ich bin auch gar nicht so sehr gegen Instagram. Also generell – nur gefällt mir nicht immer, was damit gemacht. Und so ist es ja immer: Der eigentliche Gegenstand kann meist nichts dafür, sondern nur die Nutzer. Doch bei allem findet man auch immer wieder so viele tolle Menschen, die kreativ sind, toll schreiben, fotografieren, malen, basteln – was auch immer sie eben gern machen. Man muss sich nur die Mühe mache, sie zu finden. Ich freu’ mich auf jeden Fall, dass du hier vorbeischaust und danke dir für deine Worte und deine Zeit. ♥

Meine Liebe, ich kann deine Gedanken extrem gut nachvollziehen. Umso mehr ich mich mit dem Thema Digitalisierung beschäftige, umso unheimlicher wird mir das alles. (Falls du mal richtige Beklemmungen haben willst, dann kann ich dir die Doku Serie “Dark Net” auf Netflix empfehlen… danach sieht man vieles nochmal ganz anders). Und umso mehr man sich mit dem Gedanken auseinander setzt, was Digitalisierung angeht, umso beklemmter wird man bei dem Thema. Ich hab mir früher keine Gedanken gemacht, was ich hochlade und man findet von mir im Netz ganz schön ‘übles’ Zeug, wofür ich mich heute zu Tode schäme… darüber mach ich mir heute mehr Gedanken, was mich aber teilweise wiederum ziemlich stark ausbremst. Kann das gar nicht erklären, aber es ist so ein innerliches abwägen von Pro und Contra…. Verstehst du was ich mein?

Was man in deinen Blogtexten findet, findet man in Instagram aber auch nicht, bzw selten. Das hat Tiefe und braucht eben auch Zeit (Zumindest bei dir, bei manchen… lassen wir das 😀 ) Ich glaube die Leute werden nicht bequem, ich glaub sie flachen einfach etwas ab. Das klingt super fies, aber einen Blog lesen / schreiben nimmt Zeit in Anspruch, aber fordert eben auch ein Mitdenken und Auseinandersetzen. Das ist nicht nur Bequemlichkeit, es ist schon fast ein Entzug aus der Realität. (Oh man das klingt echt wie so ne Verschwörungstheorie. Ich hoffe du weißt was ich meine ??) Ich glaub auf Instagram werden längere Unterschriften selten komplett gelesen, man scrollt nur drüber. Man will entertaint werden, nicht sich kritisch auseinandersetzen. (Ich mein damit natürlich auch nicht alle!) Ich merk bei meinen Kiddies, von Jahr zu Jahr, was das mit denen macht, wenn sie schon ganz jung damit aufwachsen … und es ist besorgniserregend. Die leben nicht mehr im Hier und Jetzt, ….

Könnte da ewig drüber schwafeln 😀 Aber abschließend: man muss das meiner Meinung nach alles auch nicht mitmachen. Natürlich muss man sich ein wenig an die neue Welt anpassen und mitgehen, zwangsläufig (was bei einer Politik, die das Internet als Neuland bezeichnet, aber auch nicht ganz einfach gemacht wird), aber man muss den ganzen Firlefanz ja nicht mitmachen! Im Gegenteil.
Ich brauch zB keine Alexa in der Wohnung, keinen Chip zum bargeldlosen bezahlen im Handgelenk, …. Offline ist doch auch ganz schön. 🙂 Aber nur, wenn ich weiterhin was von dir auf die Augen bekomme! 😀 (Du solltest vllt einfach ein Buch rausbringen für so ganz oldschoole Leute, die nicht mal n Kindle haben, wie mich 😀 ☺️)

Hahah, meine Liebe, vielleicht schreibe ich auch einfach nur für dich. 😀 Ich liebe deine Gedanken und wie viel besser du einfach die Dinge auf den Punkt brinst als ich. Die Serienempfehlung nehme ich dankend an, werde sie mir ein einememotinal stabilen Tag einverleiben.

Ich will auch gar nicht mit hoch erhobenem Zeigefinger rumrennnen und sagen “früher war alles besser” – weil das divinitiv nicht so ist. Und es gibt für alles seinen Markt – auch für ganz oldschool Menschen, wie uns, die keinen Kindle haben (habe da sogar Kooperationen verweigert, weil es gegen meine Prinzipien ging, haha) und Blogs schreiben (ich) und ellenlang darauf antworten (du). Nein also im Ernst: Man muss eben seine Nische finden, in der man sich wohlfühlt. Und zum Glück hilft einem auch die Erkenntnis mit jedem Lebensjahr, was man nun wirklich braucht im Leben und was nicht. Abgesehen davon folgen auf so krasse Trends und Strömungen ja auch sehr oft starke Gegenbewegungen. Wer weiß, vielleicht hockt die ganze Jugendhandygeneration in 10 Jahren in “smartphone free communities” und baut das eigens gezüchtete Gemüse an. 😉
Wir wissen ja so gar nicht, was die Zukunft bringt – was nur gut ist. Und alles was wir tun können ist, in unserem kleinem Mikrokosmos, der sich Alltag nennt, so zu leben, dass man es mit seinem Gewissen für spätere Generationen vereinbaren kann. Amen.

Wunderschöner Text und wahre Worte!

Danke mein Schatz. Ach so eine Freude, dass du hier so rumliest und so. ♥

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