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“Caro, ich wünsche mir ungestellte Aufnahmen. Bloß’ nicht diesen gestellten Kram.”

So oft dieser Satz kommt, muss ich ein wenig lächeln. Jaja, soll es ausdrücken. Ich verstehe, was du meinst. Aber – so liegt mir doch abgesehen von diesem Lächeln noch mehr auf der Zunge. Das Wort “gestellt” hat mit den Jahren ein ziemlich negatives Image bekommen. Sodass es sich in Kombination mit Foto fast wie eine kleine Ohrfeige anfühlt. Fotos dürfen also auf keinen Fall gestellt sein. Und ich finde, das ist Schwachsinn.

Natürlich weiß ich, was mir mein Gegenüber eigentlich sagen möchte: Die Aufnahmen sollen nicht gestellt  a u s s e h e n. Ganz tief in einem selbst, da weiß man ja doch selber, dass es sich – spätestens ab dem Zeitpunkt, da man ein Shooting in den Kalender einträgt – es sich gewisserweise schon um gestellte (besseres Wort: inszenierte) Aufnahmen handelt. Aber das wird nicht laut gesagt.

Wenn ihr mit ungestellten Fotos meint, dass ihr Posen einnehmt, in denen ihr euch unwohl fühlt, in Kleidung, die ihr eigentlich gar nicht so toll findet, an einem Ort, der euch nicht zusagt: Dann sind das keine gestellten Fotos, sondern schlecht geplante.

Wenn ihr mit ungestellten Fotos meint, dass wir eine Stimmung gewollt festhalten, eine bestimmte Situation nachstellen – ja, dann mache ich gestellte Fotos. Fotografie ist Handwerk gemischt mit Fantasie. Inszenierung. Übertreibung. Betonung. Das, was da ist zeigen. Aber natürlich immer mit dem ganz eigenen Blickwinkel. Dem persönlichen Fokus: Was ist mir wichtig, was gefällt mir, was möchte ich dieser Welt zeigen.

Ungestellt ist nicht unbedingt schlecht. Eine gute Aufnahme muss in sich stimmig wirken, damit wir es als ungestellt empfinden. Und genau das macht es aus.

Und letztendlich:  “Natürlich ist es immer Glück”, sagt Henri Cartier-Bresson. (Zumindest ein nicht unerheblicher Anteil). Ein wenig Fantasie, ein klein wenig Realität, etwas Glück und zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mehr ist es nicht. Aber auch nicht weniger.

Diese Portraitserie entstand zusammen mit meiner lieben Fotografenfreundin Simone von Rova Design. Bei eisigkalten -12 Grad haben wir uns getroffen, um gegenseitig für die Ideen des anderen Modell zu stehen. Es ist eine wunderbare Lektion, auch mal wieder selber vor der Kamera zu stehen, anstatt sich immer nur dahinter zu verstecken und komplizierte Anweisungen zu geben (die ab und an auch mal unrealistisch sein können).
Und abgesehen davon bin ich schon sooo gespannt auf ihre Ergebnisse – vor allem den Pastellfilm, den sie verwendet hatte. ♥

Und hier sieht man es auch mal wieder – wie viel Glück bei einem Shooting mitspielt: Am Tag zuvor hat es geschneit, was das Zeug hielt. Dazu dann strahlender Sonnenschein und womöglich einer der schönsten Wintertage des Jahres überhaupt. Unsere Kulisse hätte also wirklich nicht schöner sein können und erhebliche Ästhetikminuspunkte erhalten, hätten wir an diesem Tag bei grauem Nieselregen fotografiert.


Ich liebe den Winter so sehr.

  

Winter Portraitshooting
Modell: Simone
(Fotografin bei Rova Design)

 

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