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11.11.2023

In den letzten Jahren durfte ich viele verschiedene Menschen aus den verschiedensten Anlässen fotografieren. Meistens sind es schöne, einmalige Anlässe, aber dennoch fühlt sich deswegen noch lange nicht jeder wohl dabei, fotografiert zu werden. Oft begegnen mir Sätze wie “ich hasse es, fotografiert zu werden” oder auch “ich bin eh so unfotogen”. In der Regel blicken wir auf niemanden so streng und kritisch wie auf uns selbst. Wir gehen hart mit uns selbst und unserem Aussehen ins Gericht. Und in Zeiten von Smartphone und Filtern wird es vielleicht noch ein klein wenig schwerer, die eigene pure und ungeschönte Version von sich selbst zu ertragen. Zu akzeptieren. Oder vielleicht sogar zu mögen.

Fotografiert zu werden kann etwas sehr intimes sein. Vor allem, wenn man sich alleine vor die Kamera traut, so wie Olivia auf diesen Bildern. Was muss ich tun? Welche Version von mir zeige ich? Wir machen uns verletzlich, wenn wir einen Blick auf unser Wesen preisgeben – ohne vorher zu wissen, wie man durch die Augen einer anderen Person wahrgenommen wird. Wie bin ich auf diesen Bildern. Oder auch: Wer bin ich?

Dafür braucht es Mut, Vertrauen und den letzten Schubs, einfach zu springen. Wie tief, wie weit? Das weiß man vorher nicht. So oft im Leben hat man Angst vor etwas, steht schon am Abgrund und die Angst vor dem Neuen ist scheinbar unerträglich. Was ist, wenn es nicht klappt? Was, wenn ich scheitere. Angst ist in den meisten Fällen etwas Irrationales. Die Angst vor dem Scheitern lähmt und wir vergessen dabei, dass Scheitern gar nicht der worst case ist. Scheitern ist eine Option. Scheitern ist normal. Aber aus Scheitern entsteht auch Erfahrung, Stärke und das Wissen, dass alles weiter geht. Das Vertrauen, dass alles schon irgendwie gut werden wird. Scheitern ist nicht der worst case. Der worst case ist, am Ende die Möglichkeiten zu bereuen, die man verstreichen ließ. Die Situationen und Chancen, die man nicht ergriffen hat. Also ist Springen vielleicht doch öfter mal eine Option.

Und was ist, wenn du springst – und alles ist gut?

Vielleicht, ganz vielleicht, ist der Aufprall auch gar nicht so hart. Und vielleicht, ganz vielleicht, darfst du erfahren, dass du richtig gut im Springen bist. Es ist am Ende unsere innere Einstellung, die darüber entscheidet, ob wir uns von negativen Gefühlen bremsen – oder aber von positiven beflügeln lassen.

Ich danke dir von Herzen, Olivia, dass du mit mir gesprungen bist. In dieser zarten, sanften und leisen Person ist eine in sich ruhende Stärke, die ich sehr bewundere. Auch für mich war dieses Shooting eine Herausforderung, denn ich wusste, dass es dich Überwindung gekostet hat und ich wollte dir mit den Bildern zeigen, wie mutig und wundervoll du bist. Dich durch meine Augen.
Hand in hand, mit Fleetwood Mac und ein paar Tortilla Chips würde ich sagen, dass die Landung überaus gut geklappt hat.

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