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Fast zwei Monate sind es nun her, dass wir in den Norden fuhren, um unseren neuen Wegbegleiter abzuholen. Fast zwei Monate mit Sarú, einem Huskymischling. Die ersten Nächte im neuen Wohnmobil, das erste Mal Ostseeluft – so viele erste Male. Es hat ein wenig gedauert, ehe ich publik machen wollte, dass es nun einen Hund im Hause Fuchs gibt – aus verschiedenen Gründen. Der eine war: Chaos. Nachdem nur eine Woche später nämlich auch noch zwei Kätzchen aus dem Tierheim dazukamen, hat sich plötzlich alles nur noch um den kleinen Zoo gedreht – und der andere: Eine Welpenkrise. Oder auch Welpenblues, wie ich inzwischen gelernt habe. Aber fangen wir von vorne an. Wie kam es überhaupt dazu? Und warum gleich drei Tiere auf einmal? Das muss an Wahnsinn grenzen – und ja, das ist es auch manchmal. 😀

Wie einige vielleicht mitbekommen haben, ist Anfang Januar unser geliebter Kater ganz plötzlich gestorben. Er war das liebste Wesen, das ich kenne und bis heute vergeht kein Tag, an dem ich ihn nicht vermisse. Nach diesem sehr schwarzen Jahresbeginn (und einem nicht ganz so leichtem Jahr davor) hatten wir etwas Positives mehr als nötig. Und so entschieden wir uns dafür, ein Wohnmobil zu kaufen. Wir waren schon einige Male mit Mietcampern unterwegs gewesen – für mich ist diese Freiheit und die gleichzeitige Gemütlichkeit, das eigene Zuhause (und ein Klo) immer dabei zu haben, unglaublich schön und somit haben wir uns diesen Traum erfüllt. Es war eine der besten Entscheidungen überhaupt und wir haben unseren “Atomhamster” – wie er von uns liebevoll getauft wurde – bisher keine Sekunde lang bereut. Das war auch das erste Mal, dass das Thema Hund aufkam. Camper und Hund – das fühlte sich wie ein toller Plan an.

Nichtsdestotrotz war ich dank Tiny irgendwie ganz unbemerkt zu einem Katzenmensch geworden und so reifte in meinem Kopf die vollkommen verrückte Idee: Warum dann nicht einfach Beides.
Und wenn schon, dachte ich mir, dann gleich alle auf einmal, damit sie sich von klein auf kennen und als gemeinsames Rudel aufwachsen. Wird am Anfang etwas stressig, aber das wird sich mit der Zeit schon einpendeln, so mein Gedankengang. Keine Rassekatze mehr (so wundervoll Maincoons auch sind), sondern Katzen aus dem Tierheim sollten es werden.
Wenn die Leute bis dahin nicht schon etwas ungläubig geschaut haben, dann hat sich dieser Gesichtsausdruck spätestens bei dem Satz “..und der Hund ist ein Huskymischling” in blankes Entsetzen gewandelt. “So einen Hund – habt ihr euch das auch gut überlegt”. “Der braucht doch 30 Kilometer Auslauf am Tag. Mindestens.” “Der tötet doch Katzen!” Um mal nur ein paar der Meinungen aufzulisten. Aber ich blieb dabei. Es hat sich in mir richtig angefühlt. Und ich bin abgesehen davon der Meinung, dass bei Tier- Mensch Beziehungen zu 90% der Mensch das Problem ist, nicht das Tier.Nichsdestotrotz muss natürlich gesagt sein, dass ein Huskymischling kein Hund ist, den man mit 25 Minuten Spaziergang am Tag gerecht wird. Das war uns selbstverständlich bewusst. Die einzigen Momente, die meine Entscheidung ins Wanken brachten, waren die, als ich anfing, in Foren zu lesen. Seitdem bin ich übrigens der Meinung, Foren sollten mindestens nur an emotional stabilen Tagen, wenn nicht gar komplett abgeschafft werden. Zumindest Hundeforen. Sicherlich kann man dort auch den ein oder anderen sinnvollen Beitrag geben, doch generell ist es ein wenig so, als ob man “Bauchweh und Kopfschmerzen” bei Google eingibt und am Ende bei der Diagnose Krebs endet. Es ist einfach fast durchwegs negativ. Also habe ich irgendwann damit aufgehört und versucht, mein Bauchgefühl wiederzufinden.

Und ich fand es an der Nordsee, als wir auf dem Bauernhof ankamen und 7 kleine Hundewelpen auf uns zugerannt kamen. Klar, nicht verwunderlich – bei wem schaltet sich da das Gehirn nicht einmal komplett ab. Das nächste, an das ich mich also erinnern kann ist, dass wir wieder im Wohnmobil saßen und auf meinem Schoß ein kleiner Hund saß. Und so waren wir plötzlich wieder zu Dritt. Den ersten Tag haben wir am Meer verbracht. Nur wir Drei, etwas frischer Ostwind, viele Enten, sogar ein klein wenig Sonne und natürlich der Atomhamster.

Wie in einer Seifenblase, war alles wunderbar bis wir wieder daheim ankamen – und mich plötzlich die harte Realität traf: Jetzt ist alles anders. Leise Zweifel kamen auf: “Hast du wirklich das Richtige getan?” und nachdem eine Woche später die Kätzchen bei uns ankamen: “Du kompletter Idiot.” Ich untertreibe nicht, wenn ich sage, dass die ersten drei Wochen wirklich hart waren. Und das gar nicht mal wegen der Tiere, die waren nämlich wirklich ziemlich brav und es gab weitaus weniger Schwierigkeiten als wir erwartet hatten. Es lag einfach an mir. In dieser Zeit wurde mir nochmal so richtig klar: Tiny ist tod, dieses Kapitel ist nun endgültig vorbei und wird niemals wiederkommen. Nie. Und das tat weh.

Jetzt, nach zwei Monaten mit unserem Zoo kann ich sagen – alles ist gut. Wenn ich gefragt werde, wie ich es hinbekommen habe, wieder Positiv zu denken und zu sein, dann kann ich nur sagen: Mit etwas Zeit. Es ist ok, sich auch mal richtig beschissen zu fühlen. Zu zweifeln – selbst wenn es um einen flauschigen Welpen geht. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass ich mich auf meine innere Stimme verlassen darf. Bevor alles begann, hatte ich ich so viel über diese Verantwortung nachgedacht und mich letzten Endes mit einem guten und richtigen Gefühl dafür entschieden. Das hatte ich irgendwie zwischen schlaflosen Nächten und Selbstzweifeln vergessen. Stattdessen hatte ich schlimme Schuldgefühle und war unglaublich sauer auf mich selbst. “Wie kannst du nur so sein. So ein lieber Kerl und du bereust alles. Du bist herzlos.”
Aber man ist nicht herzlos. Und auch nicht schlecht. Es war die Zeit, die mir geholfen hat. Die Zeit und mein Freund. Er war derjenige, der mich aufgefangen hat und immer wieder den Weg zu mir selbst gezeigt hat. Bekanntlich der Schwerste von allen, aber es lohnt sich, ihn zu gehen. Immer.

Sarú. 8,5 Wochen.
Ostsee, März 2019

© Foxografie

Kommentare

Ich habe den Text nicht gelesen, aber die Bilder sind wunderschön. So einfach und so schön.

Vielen Dank, das freut mich, wenn die Bilder auch ohne Text für sich wirken. 🙂

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