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Vor ein paar Monaten habe ich mich mit einer befreundeten Fotografin getroffen. Wir hatten da beide so ein paar Ideen im Kopf und mit Gleichgesinnten funktioniert so etwas ganz fabelhaft. Man muss nicht immer zwingend erklären, was man jetzt genau vorhat. Sie verstehen, dass man das manchmal selber noch gar nicht genau weiß. Und sie verstehen auch, dass man einfach mal nur machen soll. Nach ein paar Tagen allerdings schrieb sie mir ganz zerknirscht eine Nachricht, dass ihre Idee, die sie bei unserem Shooting noch so einzigartig fand, nun gar nicht mehr so einzigartig finden könne, da sie jene eben  bei einer anderen Fotografin in einem Facebookpost enteckt habe. Das ist jetzt bestimmt 5 Monate her und dennoch denke ich immer wieder an diese Situation zurück. Denn es hat mir im Herzen weh getan zu sehen, wie eine wunderschöne Idee plötzlich nicht mehr besonders war. Sie sogar bereut wurde. Denn eigentlich hatte sich an ihrem Bild ja nichts geändert. Aber ja, mit dieser Besondersheit verhäl es sich nun ma so. Dinge sind besonders, wenn es sie eben nicht oft gibt. Sie einmalig sind. Oder nicht so leicht zu haben.

Und jetzt sitzen wir hier: Im Jahr 2017 und kommen dank Amazon an so ziemlich alles. Kennen dank Instagram und Pinterest so ziemlich alles. Gefühlt zumindest. Wir sehen jeden Tag so unglaublich viele Bilder, dass ihr eigentlicher Weert oft gar nicht mehr wahrgenommen wird.
Eine atemberaubende Landschaft aus Irland – ah ja, hab ich gestern auch schon bei diesem anderen Instagrammer gesehen. Eine wunderschöne Wohnung mit einer Inneneinrichtung zum Niederknien – hat man als Moodboard bereits in vielfacher Ausführung in der Pinterest Galerie. Ah und Backpacking auf Bali  – das muss ich eines Tages auch noch. Das Problem ist nur: Es ist zu viel. Es macht uns unglücklich. Wenn man permanent nur die schönsten Wohnungen, die tollsten Outfits, die besten Urlaubsorte und die atemberaubendsten Landschaften präsentiert bekommt – wie verdammt langweilig ist dann plötzlich die 50 qm Wohnung in Cadolzburg mit Blick auf die Wohnung gegenüber von Oma Elfriede. Dem Standard hellbraunem Parkettboden, kein Stuck an der Decke, sondern höchstens Staub. Und wenn es dann nur für die Couch vom günstigen Möbelladen um’s Eck gereicht hat, ist die Verzweiflung nach einer Runde Pinterest groß bis suizidal. Ich für meinen Teil kann Pinterest wirklich nur an emotional stabilen Tagen besuchen – und dann am besten nur mit einer Stopuhr. Ich komme wirklich mit dieser Bilderflut nicht klar.

Und wisst ihr was? Ich habe irgendwann begonnen mich zu schützen. Ich will nicht mehr ständig sehen, was andere Fotografen  machen. Ich will nicht ständig sehen, wie andere Menschen leben und wo sie Urlaub machen. Wo sie essen. Was sie essen. Und wie viel. Das Resultat ist, das ich nicht immer mitreden kann. Ich öfter mal denjenigen oder diejenige nicht kenne. Aber das ist ok.

Jeder muss seinen kleinen eigenen Tramelpfad finden. Das ist verdammt schwer. Weil es so viele davon gibt und nicht immer ist klar ersichtlich, welcher denn eigentlich zu einem passt. Und zwischendrin, da ändert sich ja auch gerne mal was und man muss mit der Suche von Neuem beginnen. Ihr versteht, auf was ich hinauswill: Richtig, es ist nicht leicht. A B E R  – und das traue ich mich zu sagen – nicht unmöglich. Ich habe meinen Trampelpfad ein klein wenig umzäunt. Keine Mauer, aber doch ein kleiner Schutz vor zu vielen Dingen, die mich vom Laufen abhalten oder zum stolpern bringen könnten.

Und ich habe mir ein kleines Ziel gesetzt. Und das lautet: Finde die Menschen, die denken wie du. Der Fehler ist nämlich, dass man so oft überlegt, wie etwas wohl ankommen könnte. Ehe man überhaupt zur Tat schreitet.  Und so endet man dann entweder damit, das man sich nicht traut, weil man Angst hat, etwas könnte in der Luft zerissen werden – oder man macht die angepasste Variante, von der man glaubt, sie könne gut gefallen.  Doch eigentlich, sollte man einfach machen. W A S  M A N  S E L B E R  G U T  F I N D E T.  Und Gleichgesinnte verstehen dann schon. Vielleicht finden sie es sogar richtig gut. Das ist also der der grobe Plan. Der Masterplan quasi. Ich liebe die Fotografie. Ich finde sie besonders – egal, wie viele Tausende Bilder jeden Tag kreuz und quer auf sämtlichen Kanälen durch die ganze Welt geschickt werden. Ein Bild gehört in den Rahmen. Man muss es halten können. Ich will niemanden überzeugen müssen, die Dinge so zu sehen wie ich es tue. Aber mein Trampelpfad hat Platz für viele. Und jeder, der ungefähr die gleiche Richtung nehmen möchte wie ich, ist hochwillkommen. Das ist der Masterplan.

 

Eure

Kommentare

2 Jahre später bin ich über deinen Masterplan, Blog und überhaupt deine Fotografie gestoßen und möchte mich einfach nur bedanken:
Herzlichen Dank.

Oh Mensch – na da kann ich nur einen virtuellen Blumenstrauss zurückwinken und dir danke sagen.

Liebe Caro,

auch wenn dieser Beitrag schon etwas älter ist, will ich gern noch etwas dazu sagen. 🙂
Uch verstehe dein Problem und das deiner Freundin. Das hat mir oft genug schon kreative Blockaden verschafft (wenn ich z.B. woanders ein Blogdesign entdecke, bei dem ich mir denke, “das wäre genau deins!”… aber es existiert ja schon, also kann und will ich es nicht nachmachen).

Doch anstatt sich davon runterziehen zu lassen, sollten wir es vielleicht so sehen: Wir sind alle individuell und unsere Ideen, unser Stil sind es auch. Ich glaube, hätte deine Freundin das so gesehen, hätte sie trotzdem Freude an ihrer Arbeit gefunden.
Du sagst es ja schon selbst: letztlich muss man einfach das machen, was einem selbst gefällt. Dass sich etwas ähnelt kommt auch unbewusst immer vor. Aber gleich ist es nie. Und genau deshalb sollte jeder weitermachen/loslegen/einfach nicht aufgeben. (Haha, das sagt sich jetzt so leicht – mir fällt das selbst noch nicht sooo leicht ;)).

Fühl dich gedrückt!
Chrissi

Ach meine liebe Chrissi, das ist doch ganz egal. Ich freu mich sehr, von dir zu lesen. Ja, ich denke, das Problem hat fast jeder von uns. Der eine mehr, der andere weniger. Ich denke auch, dass es so wichtig ist, zwar mal zu schauen, aber den Blick von link und rechts dann auch wieder abzuwenden. Vielleicht ist das heute einfach härtere Arbeit. Die Möglichkeiten sich zu vergleichen sind leichter geworden. Deswegen schaue ich manchmal gar nicht erst hin (vielleicht auch ein klein wenig feige).
Fühl du dich auch gedrückt. ♥

[…] Gestern haben wir einen fabelhaften Artikel von der lieben Carolina @foxografie gelesen, in dem sie über die Fragilität von Ideen spricht und kritisch das stetige Streben nach Neuem und Einzigartigen hinterfragt. Wer ihren Blogpost jetzt noch nicht gelesen hat: Hier gehts direkt zu ihrem Post! […]

Word. Würde ich direkt so unterschreiben. Die ganzen “tollen” Möglichkeiten der virtuellen Welt sorgen oft dafür, dass das Sich-ausprobieren gegen die Unsicherheit verliert und Dingen, die einen überraschen könnten, die Magie genommen wird.

Besser hätte ich es auch nicht auf den Punkt bringen können!

Der Fremde mit dem Kaffee

Polaroid Testbild, Licht, Testbild, Licht, Testbild… passt. Hauptbild. Negative in der Dunkelkammer. Geduld. Missgeschicke dann Erfolg.

Heute kann das Smartphone mit den Super Apps Kataloge füllen. Du brauchst ein gutes Foto ? Ich mach dir 100. Eins wird schon dabei sein.

Selbstverständlich streben wir nach Innovation und Einzigartigkeit, doch wann ist es das denn ? Ein Motiv das keiner hatte ? Eine Technik die keiner kennt ? Ich denke es ist dein Prozess. Die Medien belasten dich ? – dann löse dich und mach dein Ding. Sie regen dich auf ? – dann mach es zum Motiv. Aber in jedem Fall genieße den Prozess und liebe deine Arbeit. Denn nur darum geht es. Egal ob der Andere auf der anderen Seite der Welt die Idee schon hatte.

Wir müssen in der Kunst Emotionen wecken. Die Highlands in der Magic Hour ? Klar sieht das genial aus. Selbst wenn das meine Mutti mit der Digi Cam knipst. Aber das Nachbarskind, das sich immer in den Hof flüchtet um seine Eltern nicht streiten zu sehen – das trifft uns.

Wenn wir es schaffen den Betrachter unsere eigenen Emptionen fühlen zu lassen – dann können die Instagrammer mit ihren 10k Followern einpacken.

Gut zusammengefasst, fremder Mann mit dem Kaffee.
Darauf stoße ich an – mit meinem frisch gebrauten Kaffee hier.

Liebe Caro,
bei mir ist vor 2 Wochen für 5 Tage (!) das Internet ausgefallen. Erstmal ist natürlich ein Frustgefühl enstanden – auch weil ich tatsächlich über eine Stunde in der Warteschleife hing – aber dann war plötzlich so viel Zeit und so wenig Ablenkung da. Ich habe Schränke ausgeräumt, geputzt, ein Buch ausgelesen, eine Interviewfrage beantwortet, war endlich beim Schneider, hab selbst genäht, war im Café, auf dem Markt … Es war der schiere Wahnsinn, was man alles schafft und was einem tolles einfällt, wenn man die Möglichkeit hat Langeweile zu empfinden. Ich kann total gut nachvollziehen was du mit deinem kleinen Pfad meinst, auch wenn’s bei Dir vor allem um die Arbeitsinspiration geht. Auf jeden Fall “einfach Weitergehen”. 😉

Du hast so Recht. Ich glaube, man sollte wirklich mal einmal im Monat, “internetfreie” Tage einräumen – man hat wirklich ständig keine Zeit für nix gefühlt. Du zeigst mal wieder, wo all die fehlende Zeit oft hingeht..
Dankeschön, du auch! 🙂

Hi Caro – Du sprichst mir aus der Seele! Es ist schön, Deine Gedanken noch vor dem Frühstück zu lesen ;-). Ich bin insbesondere den letzten Monaten von ähnlichen Themen frustriert worden. Insbesondere, wenn mir bekannte Fotografen solche Trends umsetzen und die als “die Innovation” verkaufen – und ich weiß was die können bzw. nicht können (in Sachen Kreativität).
Und diese unendlichen Bilderfluten in den sozialen Medien – wie soll man da was eigenes kreiren…
Ich habe daher beschlossen, mein Ding zu machen und mein Publikum (Kunden) zu suchen. Auf meine Art und Weise. Und damit lebe ich viel besser!

Haha, vielleicht wäre zusammen mit Frühstück noch besser? 😀
Ja, ich denke auch, das ein wenig Augen zu machen in dem Fall die beste Option ist. Vor allem, wenn man seinen eigenen Stil finden möchte und sich nicht zu stark von äußeren Einflüssen prägen lassen mag. Inspiration ist ja auch gut und wichtig. Aber da haben wir schon mit anderen Ausmaßen zu kämpfen als noch vor 20 Jahren. Kein Schimpfen à la “Früher war alles besser” – nur ein Erkennen, dass es jetzt eben anders ist. 🙂

Lass dir dein Frühstück schmecken, Stephan!

Ich find’s gut, dass du nicht immer allem Inspirations-Wahn folgen willst! Mir geht es ähnlich, meistens wischen ich durch Tumblr, Instagram und Co. nur durch und lese lieber Content untendrunter also immer nur perfekte Bilder anzusehen.
LG Luu

Das ist wundervoll zu lesen.
Dankeschön! <3

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