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Noch nicht wirklich wach und mit einem leichten Kater setze ich den Blinker, als ich am Samstagmorgen auf den Besucherparkplatz von Schloss Reichenschwand einbiege. Während ich mit einem Kaffeebecher to Go in der Linken und mit der rechten Hand meine Kameratasche auf die Schulter hieve, blicke ich mich suchend um. Von einem Schloss sehe ich erstmal auf den ersten Blick nichts. Gut, denke ich mir. Sollte sich ja dennoch relativ leicht finden lassen, so ein Schloss und laufe los. Nina und Edi hatte ich schon im Juli zu ihrer standesamtlichen Hochzeit begleitet. Da einiges an schwedischer, italienischer und amerikanischer Verwandtschaft angereist kam, gab es am Tag vor der Hochzeit noch ein kleines Get together. Würstchen vom Grill, Flamingo im Pool und einigen Gläschen Wein. Den spüre ich heute auch noch ein wenig. Wenn schon, dann halt eben richtig – so oder so ähnlich erinnere ich mich an Ninas Worte. In dem Moment laufe ich durch ein verziertes schmiedeeisernes Tor und blicke direkt auf Schloss Reichenschwand. Während ich mit knirschenden Schritten die geschotterte Auffahrt dem wunderschönen und neu restaurierten Gebäude entgegenlaufe laufe, zweifle ich keine Sekunde mehr an ihren Worten.


Mit seinen kleinen Türmchen links und rechts und den hübschen Zinnen könnte es die kleine Schwester von Schloß Neuschwanstein sein – zumindest erinnert es mich vom Stil her ein klein wenig an König Ludwigs Märchenschloss. Nach einiger Suche finde ich auch den etwas versteckten Wasserturm, wo sich meine Braut fertigmacht. Komplett von Ranken und wilden Gewächs umrankt, muss man schon genauer hinsehen, um ihn zu finden. Als ich ankomme, laufen bereits die Vorbereitungen, im Hintergrund läuft ABBA (Nina wollte mir weismachen, das sei purer Zufall gewesen – aber ich bin mir da nicht so sicher), es gibt Croissants mit Nutella und danke dem kleinem Balkon das Rapunzelfeeling inklusive.
Hier ist wirklich einfach alles einfach nur schön und man sieht und fühlt, wie viel Liebe und Mühe in dieser Hochzeit steckte. Mama und Papa fangen am Nachmittag beim Anschneiden der Torte einfach mal das Tanzen an – und da lassen sich die Schweden dann auch nicht lange bitten. Traureden, bei denen man sich nicht wünscht, sie würden bitte ganz bald vorbei sein, sondern bei denen man aufpassen muss, vor lachen nicht am letzten Bissen vom Zwetschenstreuselkuchen zu verschlucken.

Beim Abendessen vergesse ich kurz meine gewöhnliche Herkunft und fühle mich ziemlich prinzessinnenhaft. Insgesamt verteilt sich der Bereich auf vier Räume, die ineinander übergehen – jeder anders gestaltet und jeder wunderschön mit dem Fischgrätparkett, den hohen Fenstern und den komplett verzierten Wänden. Und wenn so viele verschiedene Nationalitäten aufeinandertreffen, wird es sehr laut und vor allem sehr lustig. Sprachbarrieren gibt es keine. Dafür sorgt dann spätestens der Willkommenswodka, der jeden liebevoll neben dem Teller erwartet. Auch Kinder hatten einen. Pech also den Eltern, die mussten dann nämlich beide trinken. Selbiger wird dann übrigens nach schwedischer Tradition in Kombination mit einem voller Inbrunst gegröhlten – Helan går – heruntergekippt. (Helan går: Für Schweden ein Trinklied – für alle anderen ein unverständliches Kauderwelsch).

Spätestens ab da, wurde dann bei allen die gleiche Sprache gesprochen: Und die war Feiern bis zum Morgengrauen.  Gestern schrieb mir Nina, dass die Dankeskarten fertig seien und es wohl so einige interessante Bilder von mir in Kombination mit der Fotobox gäbe. Durchaus möglich. Helan går und einige andere Getränke sei dank. Aber wenn dein Brautpaar gleichzeitig auch noch deine Freunde sind, heißt es eben „wenn schon, dann aber richtig“.


Hochzeitsreportage Schloss Reichenschwand
Trauung: Albanuskirche Reichenschwand
Hochzeitskleid  Lilurose „Kelly“ || H&M  AV Make-Up Artists || Verlobungring  Form & Wert ||Eheringe  Juwlier Paul Nürnberg

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