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Ich kann nicht mehr ganz genau sagen, wann der Moment kam, als ich mich in dieses kleine Land – bei dem kleine Hackbällchen als Nationalgericht gelten (und ich hasse Hackfleisch) – verliebt habe. Denn eigentlich ist ja alles ganz unspektakulär. Nachdem man mit einer der Fähren von Deutschland kommend in Dänemark ankommt, um weiter nach Schweden zu kommen, sieht man gefühlt Wochen kein einziges Zeichen der Zivilisation. Link und rechts entlang der Autobahn reihen sich Weideflächen an Weideflächen.  Manchmal entdeckt man Kühe. Manchmal – nicht. Felder. Noch mehr Felder. Und ab und an mal ein Haus. Ich glaube, ich bin dort angekommen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht ins Ohr flüstern. Als wir in dem kleinem Örtchen ankommen, wo sich Ninas Haus befindet, biegen wir links auf einen unbefestigten Feldweg ab. Weiter geht r es durch den Wald, aber ich sehe nicht mehr viel, weil die Sonne bereits hinter dem Baumkronen verschwunden ist. Nach einer weiteren Kurve wird der Weg breiter, der Wald öffnet sich und da steht es: Das Haus am See. Im typischen schwedenrot und mit weiß gestrichenen Fenstern. Der See liegt wie ein glatter blauer Spiegel dahinter und rosa Wolken spiegeln sich mit dem letzten Tageslicht auf der Oberfläche. Und was mir zuerst auffällt: Die Ruhe. Ich kann es nicht beweisen, aber schon nach zwei Tagen hier hätte ich schwören können, dass wir uns in einer Parallelwelt befinden, in der die Uhren langsamer gehen als unsere. (Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich die meiste Zeit kein Internet habe). Gemeinsam frühstücken. Wandern gehen. Wahrscheinlich war es vor allem die Ruhe, die ich sonst nur so selten finde, in die ich mich hier verliebt habe.  Aber natürlich auch in diese Landschaft: Schweden ist ein wenig rau. Windig. Und auf eine ganz zurückhaltende und leise Weise einfach nur schön.

Ninas Familie ist zur Hälfte aus Schweden, das Haus am See ihr ganzer Schatz. Und ich kann verstehen, warum sie dort jedes Jahr wieder hinfahren, um dem lauten Leben mal für eine Weile den Rücken zu kehren. Hier sagen sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht, sondern auch Fuchs und Schaf. Und sie sagen sich auch, dass sie am Liebsten bleiben würden. Für immer. Denn ich habe mich abgesehen vom Land auch in Friedrich verliebt. Friedrich ist das schönste Schaf der Welt und ich hoffe er verzeiht mir, dass ich ihn nicht für den Rest unseres Leben kuscheln konnte. Friedrich, ich werde wiederkommen. Verprochen.

Schweden, August 2017
© Foxografie

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