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Paris is a place where, for me, just walking down a street that I’ve never been down before is like going to a movie or something. Just wandering the city is entertainment.
Wes Anderson

 

Nach über zwei Stunden Verspätung bin ich mir fast sicher, dass mir die roboterhafte Lautsprecheransage jede Minute verraten wird, dass mein Flug nach Paris gecancelt wird. Ich blicke durch die verglaste Spiegelwand hinaus in Richtung der Landebahnen – oder besser gesagt, dahin, wo normalerweise die Landebahnen zu sehen wären. Aber heute ist dort nichts als eine graue Nebelwand. Als hätte jemand mit einem dicken Pinsel einfach jeden Baum, jeden Busch und überhaupt jedes Lebewesen mit einem einheitlichen Hellgrau übermalt.
Müde sitze ich da und überlege, ob ich dann stattdessen nicht vielleicht sogar noch meinen ursprünglich gebuchten Rückflug von Berlin zurück nach Nürnberg schaffen könnte. Zwei Tage Hochzeitskonferenz liegen hinter mir – über 300 Hochzeitsfotografen versammelt. Vorträge, Kennenlernen und ganz viele Gespräche unter Gleichgesinnten. Es war toll, aber auch verdammt anstrengend für den Kopf.  Normalerweise wäre ich also heute wieder nach Hause geflogen, wenn mich mein Brautpaar nicht spontan für ein After Wedding Shooting in Paris gebucht hätte. Spontan kann ich, nach Paris möchte ich schon seit Ewigkeiten und so sitze ich also nun hier im Wartebereich, lasse meinen Rückflug Rückflug sein und sitze stattdessen mit einem kalten Coffee to Go in der Hand an Gate 34 und hoffe auf einen gnädigen Wetterfrosch. Oder einen mutigen Piloten – vollkommen egal wer von beiden sich erbarmt, einer sollte es auf jeden Fall so langsam tun. Meinen vor eineinhalb Stunden gekauften Marco Polo Parisreiseführer habe ich nämlich auch schon fast fertig gelesen.

Und endlich, der Aufruf zum Boarding. Ich atme erleichtert auf, verstaue den Reiseführer im Rucksack, werfe den Kaffeebecher im Vorbeigehen in den Mülleimer, blicke ein letztes Mal auf mein Flugticket mit der Sitzplatznummer und steige auf die erste Treppenstufe vor dem Flugzeug, das mich hoffentlich heile nach Paris bringen wird. Müde bin ich plötzlich gar nicht mehr.

Als ich an meinem Hotel ankomme, ist das Zimmer noch nicht ganz fertig und so gebe ich mein Gepäck an der Rezeption ab und trete hinaus auf die Strasse, um mich einmal reinzufühlen in diese alte Stadt, von der man schon so viel gehört und so viel gesehen hat. Weit komme ich nicht, denn schon allein in den ersten fünf Minuten stehe ich an der gleichen belebten Kreuzung – und schaue. Eigentlich komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Die alten Gebäude, die so herrschaftlich Reihe an Reihe stehen. Gleich links an der Strassenecke steht einer dieser alten Zeitungsstände, den ich stumm bewundere, weil diese mich immer so an alte Filme erinnern, als ein älterer Mann in einem komplett lila Anzug an mir vorbeiläuft. Es ist Mittwoch, 14:30 und dies scheint sein Alltagsoutfit zu sein. Ich liebe diese Stadt, denke ich mir also nach ungefähr 4 Minuten bereits zum ersten Mal. Ich laufe ein paar Meter weiter und sehe eine Pariser Dame vor mir herlaufen. Sie läuft nicht, sie flaniert. Überhaupt laufen die Pariserinnen mit einer Selbstverständlichkeit und Anmut als wäre die Stadt ihr Laufsteg. Ich liebe Paris!  Drei junge Männer in perfekt sitzenden Anzügen kommen mir entgegen. Alle drei könnte man direkt auf ein Filmset schicken. Und während ich an all den hübschen Kaffees, Blumenläden, den alten Stuckgebäuden und den wunderschönen alten Haustüren in dunkegrün, leuchtendem rot oder altem Holz vorbeilaufe, verstehe ich genau warum. Es ist nicht zu beschreiben, man spürt es einfach. Es ist sie. Es ist Paris.  Just wandering the city is entertainment.

Ich bin verliebt in dieses herbstliche Paris. Die schönen Menschen. Alles ist einfach nur schön. Selbst die Mülleimer. Rückblickend könnte es auch an meinem Brautpaar liegen, die mindestens genau so euphorisch waren wie ich. Es könnte also auch gut sein, dass unsere gemeinsame Begeisterung uns etwas blind vor Liebe werden ließ. Oder es lag am herrlichen Rotwein, von dem wir uns einige Gläser am Abend genehmigten. Aber letztendlich ist es ja auch vollkommen egal. So wie es war, war es einfach nur perfekt. Und ich komme wieder, versprochen. Dann allerdings mit etwas mehr Zeit als 24 Stunden. Das hat sie schon verdient, diese elegante Diva.

 

Der Mittwochsmann in Lila.

 Amour. Amour. Überall.

First french coffee.

 

“I like The Eiffel Tower because it looks like steel and lace.”
Natalie Lloyd

 

(© Tour Eiffel – illuminations Pierre Bideau (Nachtaufnahmen vom Eiffelturm müssen mit diesem Copyright versehen werden.)

Ich hatte ja so ein Glück mit meinem Hotelzimmer. Viel mehr Frankreich ging fast nicht mehr.
Und Glück mit meinem Brautpaar hatte ich auch – so viel Spaß, Wein und Käse.

 

No. 14

© Tour Eiffel – illuminations Pierre Bideau (Nachtaufnahmen vom Eiffelturm müssen mit diesem Copyright versehen werden.)

Wohl dem, der immer und überall Schlaf findet – ich gehöre leider nicht dazu.
Klar also, dass ich nach den aufregenden Tagen in Berlin und meinem ersten Tag in Paris nicht wirklich Schlaf finden konnte und
bereits um 5:10 Uhr morgens mit einem übervollen Kopf wach lag.
Immerhin in einem stilvollen Ambiente.

 

Frühstücken im Zimmer. Im Bett. Habe ich schon gesagt, dass ich Paris liebe?

Man wird es kaum glauben, aber wir haben trotz sehr viel Rotwein ganz viel fotografiert – hier kommt ein klitzekleiner Ausblick von einer Aufnahme, die in meinem Hotelzimmer entstanden ist. Das mussten wir spontan mit einbauen, weil es einfach so schön war.

 

 

Coming again, for sure.

Paris || October 2017

© Foxografie

Kommentare

Als ich gerade gesehen habe, dass du in Paris warst, dachte ich sofort “Oh, schön, die Stadt passt zum Füchschen!”
Irgendwie dachte ich mir direkt, dass du dich in die Stadt verlieben wirst. Dieses Noire.
Ich glaube allgemein eine Reise durch Frankreich und seine Örtchen würde dir gefallen. Ich war letztes Jahr in Toulouse und war ganz verliebt. Frankreich an warmen Tagen und die ganzen kleinen Cafes, in die dann alle stürmen. Das ist eine tolle Atmosphäre.

Oh ja, es war absolut Liebe auf die erste Sekunde. Was für eine Stadt. ♥
Zum Glück fährt eine ganz liebe Freundin jetzt beruflich für 6 Monate dorthin – und ich weiß, wer sie da öfter mal besuchen wird. 😀

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